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...über den Unsinn langhaarige Hunde zu schären

Das Fell eines Hundes erfüllt wichtige Aufgaben

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Verschiedene Gründe führen dazu, dass sich Hundebesitzer dazu entscheiden, einen langhaarigen Hund abzuschären. Sie argumentieren, das Fell sei zu lang um einen hygienischen und praktischen Alltag mit dem Hund sicherzustellen. Der Hund liese sich weder gerne bürsten, dadurch entstehe Filz. Noch möge er sich waschen lassen, was zu üblen Gerüchen führe. Ausserdem würde das Fell zuviel Schmutz aufnehmen und der Hund verteile diesen im Haus. Im Sommer stellt sich immer wieder die gleiche Frage, ob der Hund mit seinem langen Fell nicht schwitze oder gar einen Hitzestau erleide.Es gibt auch Hundehalter die den Charakter der Rasse mögen aber nicht sein langes Fell...

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Keines dieser Argumente stützt allerdings den sorgsamen Rassegerechten Umgang mit Hundefell, das eine sehr wichtige Funktion erfüllt.

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Funktion des Hundefells

Bei den meisten Rassen besteht das Haar aus zwei Schichten, dem Deckhaar und der Unterwolle

Das Deckhaar auch Grannenhaar genannt, ist in seiner Struktur fester und länger und diehnt zum Schutz gegen äussere Einflüsse, wie Sonne, Wind, Wasse, mechanische Einflüsse beim Spiel oder beim Durchstreifen des Geländes.

Die Unterwolle ist in ihrer Struktur weicher und kürzer. Sie sitzt dicht an der Haut und schützt diese ergänzend, insbesonders gegen Kälte.

Beide Schichten wechseln zyklisch, d.h sie fallen in bestimmten Abständen aus und erneuern sich. Zusammen bilden sie eine optimale Isolierschicht gegen Wärme und Kälte.

Funktion der Hundehaut

Hundehaut ist deutlich anders als Menschenhaut.Beispielsweise besitzt sie in den meisten Regionen keine Schweisdrüsen, hat einen basischen ph-Wert und dadurch eine andere Hautflora.Die Hundehaut ist zudem dünner. Sie besteht aus drei Schichten die für die Abwehr von Pilzen und Mikroorganismen wie Bakterien und Viren zuständig ist.Die Haut sorgt dafür, dass der Körper keine lebenswichtigen Elemente wie Wasser verliert und fungiert als Austauschorgan für Sexuallockstoffe und scheidet Giftstoffe aus.Sie sorgt mit den Talgdrüsen für ein gesundes Hautmillieu und ermöglicht mit den Haarbalgmuskeln das Aufstellen der Haare als weitere Schutzfunktion.

Was passiert wenn das Fell geschoren wird

Die Schur führt immer dazu, dass ein Fell mit den wichtigen Haarschichten bis auf wenige Millimenter gekürzt wird!

Das Deckhaar wird in der Regel komplett zerstört und verliert seine Schutzfunktion für die Haut.Die Unterwolle kann diese Funktion alleine nicht erfüllen, saugt sich bei Nässe voll und bleibt klamm und filzt.Auf der Haut staut sich Feuchtigkeit und bietet Nährboden für Parasiten und Mikroorganismen.Die Thermoregulation gerät aus den Fugen... der Hund friert.Die Haut ist ungefiltert den Sonnenstrahlen ausgesetzt, was zu Schäden führen kann.

Es kann zu einer "post Clipping Alopecia" (bleibende kahle Stellen) kommen da sich der Haarfolikel durch Abschären nicht erneuert.Nicht selten kommt es zu einer Struktur/ Farbveränderung des Haares mit "Verwollung." Die Unterwolle wächst schneller und verhindert das das Deckhaar hindurchwächst und es kommt zu einem Panzer und die Pflege wird noch aufwendiger.

Eine Schur von Terriern und anderen Trimmhunden führt immer zur zerstörung der 3-schichtigen Haarstruktur ( 2 Deckhaarschichten, 1 Unterwollschicht) Der Haarwechsel wird unterbrochen, neues Haar wird nicht mehr produziert und ein seidiges, einschichtiges Fell meist grau ersetzt das prächtige, harsche farbige Fell.

Struktur, Farbe und Schutzfunktion werden durch Schur nachhaltig zerstört.

Das Haarkleid kann dauerhaft zerstört und der Haarwuchs vermindert oder verhindert werden und neben der Optik kann es Haut und gesundheitliche Schäden geben.

Welche Alternativen gibt es zur Schur?

Nahe an der Natur zu handelnstellt eine echte Alternative zur Schur da.

Die natürliche Behaarung erfüllt optimale Funktionen zur Gesunderhaltung und zum Schutz.

Hunde mit Double Coat wie z.b. Golden Retriever, Berne Sennenhund, Neufundländer, Border collie etc.werden mit verschiedenen Bürsten und Striegel/Kämmen von abgestorbenen Haaren und verfilzungen befreit und können bei Bedarf mit der Schere gekürzt werden.

Kurzhaarhunde wie mops, Boxer, Ridgeback, Dalmatiner. Viszla etc. ebenfalls mitgeeigneten Bürsten.

Es empfiehlt sich beim Züchter um Rat zu fragen

Langhaarige Hunde mit einer Deckschicht und einer mit in der Länge wachsenden Unterwolle (Longflowing Klasse) wie Bearded Collie, Briard, Tibet Terrier, Afghane etc.werden gründlich und regelmässig in Lagen ausgebürstet damit Deckhaar und Unterwolle nicht miteinander verküpft. Sie können ebenfalls mit der schere gekürzt werden.

Weiches Fell (Soft Coat Klasse) wie Yorkshire Terrier, Havaneser, Shi-Tzu, Lhasa Apso, Cotton de Tuelar etc. können sowohl single als doppel Coat haben. Müssen regelmässig gebürstet werden und bei Bedarf mit der Schere gekürzt.

Hunde mit einem Trimmfell (Rolling Coat) wie alle Trimmterrier, Rauhaardackel, Schnauzer, Jagthunde, Drahthaar etc.werden mit den Fingern bzw. dem Trimmmesser von der abgestorbenen Deckschicht betreit. dies bedarf einiger Übung.

Die Wollhaarklasse (Single Coat) wie Pudel, Labradoodle, Wasserhunde etc. sind die einzigste Ausnahme für eine Schur, denn dort kommt es zu keinerlei Strukturveränderungen.Wobei empfohlen wird die Haare nicht zu kurz zu schären um Gesundheitliche Folgen zu vermeiden.

Allgemein empfieht sich beim Züchter nachzufragen werlche Pflegeprodukte  rassetypisch zu verwenden sind. Denn im Handel ist das Angebot sehr gross und verwirrend und die Werbung verspricht nicht immer das richtige.

Es ist also ein Unsinn langhaarige Hunde aus Bequemlichkeit zu schären!

Vielmehr empfehle ich jedem sich Gedanken zu machen welche Hunderasse man sich anschafft und sich am richtigen Ort Informationen über spezielle Bedürfnisse und Eigenheiten zu holen. Nur so ist ein angenehmes zusammenleben über viele Jahre möglich.

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